Wie kann jemand Jagdgegner sein

Hallo, Herr Eicher,
auf der Suche nach einem Kochrezept für Wild bin ich auf Ihre Seite gestossen. Dabei finde ich soviel Ungereimtes und falsche Darstellungen, dass ich erst einmal einfach aus der Seite gehen wollte mit dem Gedanken, ach lass doch jedem das Seine, und wenn es Menschen mit Disney-Bambi-Menthalität gibt, mein Gott..ist doch auch nett.
Aber, im Ernst, es interessiert mich doch, wie jemand so vehement Jagdgegner sein kann.
Ich will Sie nicht angreifen, nicht überzeugen, eher versuche ich zu verstehen. Dazu: ich bin Jäger und versuche mein Revier so in Ordnung zu halten, dass Vegetation und Tierwelt einen Lebensraum bilden, der ausgewogen und artenreich bestehen kann. Dazu gehört es, für ein ein natürliches Gleichgewicht zu sorgen, was bei unserer zivilisierten Natur nicht im Selbstlauf funktioniert.
Das hat auch mit Lust zu tun, mit Lust die Natur stundenlang zu geniessen, ob bei Tagesanbruch, wenn der Himmel pastellfarbene Töne annimmt, oder des Nachts, ob im Sommer, im Winter bei klirrender Kälte, wenn der Reif die Gräser mit filigranen Kristallen bedeckt..
Und der Anblick des Wildes. Wie oft sieht der Jäger Wild und wie selten dazu wird er sich zum Schuss entschließen. Nein, Herr Eicher, ich glaube sie reden wie ein Blinder vom Sonnenaufgang.
Eine ganz aktuelle Sache: in diesen Tagen pflügt Schwarzwild die frisch bestellten Äcker in meinem Revier um. Sind Sie Bauer? Versetzen Sie sich in dessen Lage, wenn ein bestellter Schlag 200 x 500 m zum großen Teil über 2-3 Nächte umgebrochen ist? Und, meinen Sie, es hätte mit Mordlust zu tun, wenn Jäger stundenlang ansitzen und dann wenn die Rotte Sauen mit 40 Stück auf Feld wechselt ein Stück daraus zur Strecke bring? Hab mein Leben nicht einen Moment ein Mordlustgefühl gehabt.
Und...wer sagt Ihnen denn, dass Pflanzen nicht auch eien Seele hätten? Was, wenn dass der Fall wäre? Ich spinne? Nein, schauen Sie sich die Seite www.r-j-de/pflanzen.htm an, Sie können auch weiter noch suchen und finden bestimmt Gegner für das schnöde Abmähen der Körnerfrüchte von unseren Feldern.
Ich will Sie ja nicht aufhalten in Ihrem Kampf , nein, aber ich will Ihnen sagen, dass Ihre Argumente gegen Jäger für die allermeisten, für alle die ich kenne, ganz einfach nicht stimmig sind. Aber, es muss ja immer mal wieder auch einen Don Quichotte geben. Dasi ist jetzt nicht böse gemeint und dagegen kann man ja eigentlich nichts einwenden, wenn es nicht zu militanten Ausschreitungen kommt, die Eigentum und Gesundheit von Menschen gefährden, auch wenn es Jäger sind.
Mit Grüßen
Gerfried Koletzki

Antwort von Kurt Eicher:

Sehr verehrter Herr Koletzki!

Die Geschichte mit dem Bambi-Film sollte eigentlich nur im übertragenen Sinn dafür stehen, dass es für mich prinizipiell ein Problem war und ist den Tod von vergleichbaren Lebensformen hinzunehmen. Gerade auch weil wir dies weder für unsere Ernährung, noch für das ökologische Gleichgewicht tun müssen.
Ihre Beschreibung der naturgemäßen Umwelt und die Eindrücke zu allen Tages- und Nachtzeiten, aber auch im jahreszeitlichen Wechsel gilt für jeden naturverbundenen Menschen. Der Gegensatz zu Ihnen ist aber, dass wir Tieren ein Recht auf Leben in ihrem Ökosystem zugestehen und uns von einem völlig athropzentrischen Weltbild (=der Mensch sieht sich als Mittelpunkt) verabschiedet haben. Ein Beziehungsgefüge, das wir Menschen ständig beeinflussen und schädigen, muss nicht auch noch durch Waffen- oder Fallengewalt malträtiert werden.

Die Diskussion um die Wildschweinfrage ist ebenfalls durch die Bejagung (siehe Leitbachenproblematik) und die satte Zufütterung (großzügige Notzeiteninterpretation)von Jägerseite erst in Gang gekommen. Die Schäden in der Landwirtschaft sind im Einzelnen vielleicht mal etwas größer, doch insgesamt eher marginal, da wir es uns leisten konnten, in den letzten 5 Jahren 10% der besten Anbauflächen in Deutschland gut subventioniert stillzulegen.
Es geht oft nicht um die tatsächlichen Schäden, sondern um eine zusätzliche Einnahmequelle in der Landwirtschaft.
Die Jagd ist weder aus Artenschutzgründen, noch aus einer ökologischen Abwägung heraus sinnvoll und zeitgemäß, deshalb wird ihre Abschaffung keine Lücken hinterlassen, sondern neues Leben und viele Naturerfahrungen für alle bringen.

Gruß

Kurt Eicher
Initiative zur Abschaffung der Jagd

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen