Der Jagd den Rücken gekehrt

Bericht eines ehemaligen Jäger

Bevor ich meinen Jagdschein machte, hatte ich auch gedacht, es ist etwas Besonderes, wenn man Jäger ist, eigene Waffen besitzt, damit zur Jagd gehen kann und sich sein Wild erlegen kann, das man dann später auch selber verzehrt. Ich dachte, dass man sich als Jäger die Natur besser vorstellen kann und auch die Ruhe viel effizienter genießen kann, wollte also die Entspannung pur im Wald erleben. Man kommt sich vor, wie wenn einem der Wald gehören würde. Fußgänger stören, Jogger hasst man, Reiter sind auch nicht erwünscht. Mir hat das immer nie etwas ausgemacht. Der Wald ist für alle Menschen zur Erholung da und jeder hat ein Begehungsrecht in der Natur und darf sich dort auf Wegen bewegen, so lange er will. Man sitzt auf seinem Hochsitz, wartet bis das Wild kommt und beobachtet es dann. Sauber angesprochen wird es dann erlegt und man hatte Waidmannsheil.

Es sind seither nun fünf Jahre vergangen und man hat in dieser kurzen Zeit Jäger und Menschen kennen gelernt, von denen man am Anfang ein ganz anderes Bild hatte. Neid machte sich breit, jeder wollte der beste Jäger sein. Ein eigenes Revier besitzen, war für viele das Ziel. Eigene Jagden veranstalten und umliegende Jäger sowie besonders hoch gestellte Waidmänner einzuladen, war oberste Priorität. Alles eine riesen Schau. Man möchte Ansehen haben, die Mitmenschen sollen einen bewundern, weil man der Jäger mit eigenem Revier hier im Dorf ist. Man darf bestimmen, wer mit seinem Auto auf den Wegen fährt und wen man zur Anzeige bringt. "Das ist lächerlich und unverzeihbar", habe ich mir schon von Anfang an gedacht.
Warum lassen die Jäger diese Menschen nicht in Ruhe? Die spielen sich auf wie der Scheriff vom Wald!

Ich hatte schon beim Staat gejagt sowie zum Schluss privat bei einem Jäger. Ich habe schon einige Drückjagden erlebt und es hat fast keine gegeben, wo nicht irgendetwas vorgefallen wäre. Einmal löste sich ein Schuss beim Abstellen der Waffe auf den Boden, die Jägerin hätte sich fast selber in den Kopf geschossen.
Bei einer Maisjagd wurde quer über den Mais an den Köpfen der anstehenden Jäger geschossen. Der Schuss prallte an einem angrenzenden abgemähten Rapsacker ab und ging in einen Querschläger über.
Auf einer Staatsjagd wurde ein Deutsch Langhaar Jagdhund mit einem Wildschwein verwechselt und in die Hüfte geschossen. Der Hund schrie fürchterlich und wurde dann letztendlich von seinem herannahenden Besitzer erlöst.
Eine Woche später wurde bei einer Fuchsbaujagd der Hund eines Försters erschossen. Man hielt ihn für einen Fuchs.
Jäger zielten bei Maisjagden mit ihrem Gewehr im Anschlag links und rechts auf ihre Nachbarjäger unbewusst, vor lauter Schussgeilheit, dass sie zuerst die Sau erschießen, die den Kopf aus dem Mais streckt. Als ich ihn nach der Jagd darauf hingewiesen habe, wurde ich auch noch beschimpft, was ich mir einbilden würde.
Ganz schön dreist kann ich da nur sagen! Solche Jäger erschießen alles, deshalb auch so viele Jagdunfälle!
Ein anderer Jäger legte sein geladenes und nicht gesichertes Automatikgewehr auf den Beifahrersitz seines Autos, wo sich dann während des Ablegens ein Schuss löste und die Beifahrertür durchbrach. Gott sei Dank, dass neben dem Auto gerade niemand stand.
Als bei einer Nachsuche plötzlich über uns ein Schuss in den Baum krachte, gab es nur noch eins: flach auf den Boden legen und warten. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sich, obwohl die Jagd beendet war, noch ein paar versteckte Wildschweine den Weg in die Freiheit bahnten und so ein schussgeiler alter Jäger das Feuer nochmals eröffnete und in unsere Richtung schoss.
Hundegebell und das schmerzhafte Schreien eines Rehs hatte mich auf einer Treibjagd von meinem Hochsitz geholt und ich sah in der Dickung zwei Jagdhunde, die ein angeschossenes Reh mit einem Vorderlaufschuss, hinten an der Keule gehalten haben und der andere Hund hatte schon ein großes Stück Wildbret (Fleisch) heraus gefressen. Ich konnte es mit einem Fangschuss erlegen.

Das ist nur die Spitze eines Eisberges, was hier auf den Jagden abgeht. Böcke werden auf der Treibjagd im Dezember, obwohl sie Schonzeit haben, geschossen, obwohl sie sichtbar schon 12 cm Gehörn auf hatten. Eine Geis (weibliches Muttertier beim Reh) wurde vor den Augen ihrer Kitze (Kinder) von einem verantwortungslosen Menschen erschossen und die Kitze irren in der kalten Winterzeit ohne Mutter umher. Tolle Jäger! Pfui Teufel, kann ich da nur sagen!

Eine Lügerei und Schönmalerei ist das Ganze und hat mit der Jagd nichts mehr zu tun. Tiere (Rehe) werden mit Apfeltrester in der Not (Winter), wenn das Nahrungsangebot knapp ist, angeködert und hinterhältig vom Hochsitz aus abgeschossen. Füchse werden zum Großteil geschossen und einfach in die Dickung geworfen. Früher hat man sie noch abgebalgt und das Fell verwendet, aber diese Mühe machen sich die Jäger nicht mehr, und vor allem haben sie Angst vor dem Fuchsbandwurm.

Ich könnte hier von diesen fünf Jahren Jagd ein Buch schreiben, das so manchen Jäger zum Jagdgegner machen und viele neutrale Personen auch dazu bewegen würde.
Ihr könnt es euch nicht vorstellen, was das für ein Gemetzel im Wald ist, das die Herrschaften hier veranstalten.

Ihr Jäger, schämt euch, ich konnte dies nicht mehr ertragen und habe die Jagd an den Nagel gehängt und bereue es bitterböse, jemals gejagt zu haben und den Tieren Leid zugefügt zu haben. Damit meine ich die verantwortungslosen Jäger. Ich schoss, wenn ich wusste und sah, was es ist und es ohne lange Schmerzen erlegt werden konnte. Aber das, was viele andere veranstalten, hat mit Jagd nichts mehr zu tun.
Heute werden überwiegend Treibjagden veranstaltet, um nicht so viel im Wald auf das arme Geschöpf ansitzen zu müssen. Das machen sowieso die wenigsten, weil sie mit der Zeit alle zu faul werden, aber den großen Jäger spielen wollen. Darum haben ja viele Revierinhaber einen Lakaien, der ihnen die Arbeit macht, Hochsitze baut, Jagden organisiert - und sie sind die großen Jagdherren.
Jeder Abschuss bringt Geld und viele haben dieses Geld nicht, um ihre Jagdpacht zu bezahlen, also müssen eben mehr Tiere getötet werden, um an Geld zu kommen, zum Leidwesen der Tiere. Eine Sau mit 30 kg bringt locker 150 Euro und ein Reh mit 20 kg mal eben 130 Euro. Auf Treibjagden flüchtig geschossenes Wild, das nicht sauber getroffen wurde, das man also nicht mehr verwerten kann, weil der ganze Darm und Magen zerschossen wurde, wird dann den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Da macht man halt Hundefutter draus. Was für eine Einstellung! Wildtiere werden zur lebenden Übungszielscheibe.

Die Jäger brauchen sich nicht schön stellen als Heger und Naturschützer, die sollen sich dazu bekennen, dass sie Tiermörder zur ihrer eigenen Befriedigung sind!
Tiere werden nachts im Scheinwerferlicht aus dem Auto heraus geschossen, Wildschweine nachts mit Nachtzielgeräten erlegt. Wo hat hier das Wild noch eine Chance??
Warum sehen viele Menschen tagsüber keine wilden Tiere mehr auf Feld und Flur sowie im Wald? Der Jäger übt so einen immensen Jagddruck aus, dass diese Tiere nur noch nachtaktiv sind und sich tagsüber im Wald verstecken müssen. Nachts im völligen Dunkeln gehen sie dann auf die Felder und müssen sich auf ihre Riechorgane verlassen und im Dunkeln fressen. Der Mensch ist schon pervers!
Wenn man sie dann mit normaler Jagd nicht mehr erschießen kann, werden sie mit Hunden aus ihrer Dickung, wo sich noch ein wenig Schutz haben, dem Jäger vor die Büchse gehetzt und der erschießt sie dann. Wie pervers, da gibt es keine Entschuldigung mehr und ich bereue es zutiefst, jemals so etwas getan zu haben. Ich hoffe, mir wird verziehen. Ich kann nur alle dazu auffordern, jegliches unwaidgerechtes Vergehen an die Behörden zu melden, damit hier mal ein Anfang gemacht werden kann, um den Tieren im Wald eine neue Chance zu geben. Seid mal ehrlich zu euch und fasst euch ans Herz, wenn ihr überhaupt eins habt und macht es so wie ich. Unterstützt, dass die Jagd beendet wird, es gibt Sinnvolleres als Tiere zu töten. Ihr wärt die Ärmsten, wenn es keine mehr gibt.


Aus Datenschutzgründen sowie auf ausdrückliche Bitte des ehemaligen Jägers veröffentlichen wir nicht den Namen und auch keine sonstigen Daten.

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

Lesen Sie:

Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen