Rehkitz gerettet
Bambi

Von Christine Breuer, Tierhilfs- und Rettungsorganisation
Fröhlich springt Bambi hinter seiner Ziehmutter, Monika Ehrlacher, her und versucht ganz frech, ihr ein Stück vom Salatkopf, den sie den Ziegen als Futter bringen will, zu stibitzen. Doch Monika Ehrlacher ist darauf gefasst. »Bambi probiert das immer wieder«, lacht sie. So fällt die Beute des jungen Rehbocks auch nicht so üppig aus. Mit seinen schwarzen Knopfaugen sieht Bambi seine Ziehmutter enttäuscht an, so dass Monika Ehrlacher ihm kaum widerstehen kann. Dieser Blick hält jedoch nicht lange. Denn gleich hat das junge Reh wieder etwas Neues entdeckt. Einen Haselzweig mit vielen leckeren Blättern dran. Das ist eine seiner Lieblingsspeisen. Gleich neben Eiche, Buche, Löwenzahn und auch fertigem Trockenfutter. Und wenn die im Herbst die Äpfel von den Bäumen fallen, ist Bambi bestimmt nicht weit.
Heute ist Bambi ein kerngesundes Tier. Neugierig und frech, wie es sich eben für sein Alter gehört. Denn Bambi ist gerade mal eineinhalb Jahre alt. Es ging ihm nicht immer so gut. Im Alter von 14 Tagen wurde Bambi gefunden – mit einem gebrochenen Bein. Eine Tierärztin behandelte das Rehkitz und rief bei Monika Ehrlacher an. Ob sie wohl ein so junges Tier in der Tierhilfs- und Rettungsorganisation in Ichenheim/ Ortenaukreis aufnehmen könnte?
Für Monika Ehrlacher war das keine Frage. Auf dem 30 Hektar großen Grundstück hatte neben den Papageien, Hasen, Schildkröten, Katzen, Hunden und anderen Tieren auch noch ein Rehkitz Platz.
Doch wer glaubt, ein Reh sei einfach aufzuziehen, der irrt. Denn es gilt nicht einfach nur dem Jungtier die Flasche mit Ziegenmilch hinzuhalten. Vielmehr muss man es erst einmal dazu bringen, aus eben dieser Flasche zu trinken. Denn schließlich ist so ein Nuckel aus Gummi etwas anderes als eine mütterlich Zitze.
Drei bis vier Mal täglich war Monika Ehrlacher bei Bambi um ihn zu füttern. Mit viel Liebe und Geduld brachte sie ihn dazu, aus der Flasche zu nuckeln. Abends um 22 Uhr gab es die letzte Mahlzeit, dann schlief er durch bis zum nächsten Morgen. Schon bald fing Bambi auch an, etwas Grünfutter zu sich zu nehmen. Er wurde größer und kräftiger, gedieh prächtig. Doch ist die Sache mit dem Futter auch bei einem gesunden und ausgewachsenen Reh nicht einfach. Denn Rehe sind sehr empfindliche Tiere. Falsches Futter kann einen Eiweißschock hervorrufen und tödlich sein.
Alle drei Monate muss Bambi entwurmt werden. Das Medikament wird ihm unters Futter gemischt. Und anders als andere Tiere schmeckt ihm das offensichtlich besonders gut.

Wie ein kleiner Hund begleitet Bambi Monika Ehrlacher auf Schritt und Tritt. »Auswildern kann ich das Reh nicht«, erklärt Monika Ehrlacher. Was bei anderen Tieren machbar ist, geht bei dem Reh nicht. »Wir haben keinen angrenzenden Wald zu dem wir das Gehege öffnen könnten. Mitten in einem Dorf geht das halt nicht.« Wenn sie Bambi wieder in die Freiheit entlassen und ihn in den Wald bringen wollte, wäre das vergleichbar mit dem Aussetzen eines Kindes. Das Reh könnte sich weder ernähren, noch gegen andere wehren.
Obwohl er in menschlicher Obhut groß geworden ist, ist der junge Rehbock sehr scheu. Sobald er fremde Personen entdeckt, ergreift er die Flucht und versteckt sich. Entweder in seinem Haus, in dem er nachts auch schläft oder aber in einem schmalen verwachsenen Pfad, der zwischen der Vogelvolliere und dem Grenz
zaun verläuft. Dort findet ihn Monika Ehrlacher auch immer wieder, wenn sie ihn mal sucht.
Bambi hatte großes Glück. Denn er wurde von der Tierhilfs- und Rettungsorganisation aufgenommen und großgezogen. Eine Organisation, die sich nur durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Patenschaften finanziert und die auch nur von ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben wird. Sie ist in Notfällen rund um die Uhr unter der Telefonnummer 07807/ 949181 oder mobil unter 0171/3018421 zu erreichen.
Wer Lust hat, Tieren wie Bambi zu helfen, kann das durch beispielsweise durch eine Spende auf das Konto 26081505 bei der Volksbank Lahr (BLZ 68290000) tun.

