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Der Unsinn der Hubertusjagd

von Carsten Strehlow, Berlin

Die aus der Dichtung und der bildenden Kunst bekannte Legende von einem kreuztragenden Hirsch wurde ursprünglich dem heiligen Eustachius zugeschrieben. Erst später seit dem 15. Jahrhundert, erfolgte auch die Übertragung auf den heiligen Hubertus.

Gemäß der überlieferten Legende, wurde Hubertus um 655 als Sohn eines Edelmannes geboren und starb im Jahre 728. Anfangs führte er ein eitles, vergnügungssüchtiges Leben und war ein leidenschaftlicher Jäger. Als er eines Tages bei der Jagd einen Hirsch aufgespürt hatte und ihn verfolgte, um ihn zu töten, stellte sich dieser ihm plötzlich entgegen. Zwischen seinem Geweih erstrahlte ein Kreuz, und in der Gestalt des Hirsches sprach Christus zu ihm: »Hubertus, warum verfolgst du mich?« Hubertus stieg vom Pferd und kniete vor dem Hirsch nieder. Von diesem Moment an beendete er das Jagen und führte fortan ein einfaches Leben. Später wurde er sogar Bischof zu Maastricht und Lüttich.

Soweit die Legende. Nach seinem Erlebnis mit dem Hirsch hörte Hubertus also mit der Jagd auf und wurde ein ernster Christ. Denn wahres Christentum und Jagd passen einfach nicht zusammen. Bei seiner Begegnung mit dem Hirsch wurde er nämlich vor die Wahl gestellt, entweder tötet er das Tier ? dann tötet er auch Christus ? oder er tut dieses nicht und bekennt sich zu Christus. Oder mit den Worten aus Matthäus 25,40 gesprochen: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan«.
Es steht auch nirgends geschrieben, daß Jesus Christus, den beide Konfessionen sogar als Sohn Gottes verehren, jemals Tiere gejagt haben soll. Das wäre auch sehr widersinnig, denn Gottes 5. Gebot lautet »Du sollst nicht töten«. Jede Jagd ist aber mit dem Töten verbunden, daher fragte die Stimme aus dem Hirsch auch »Warum verfolgst du mich?«; was bedeuten soll »Warum tötest du mich?«

Trotz alledem finden aber alljährlich am 3. November, dem Hubertustag, die sogenannten und von den Kirchen gesegneten Hubertusjagden statt. Anstatt den heiligen Hubertus zum Schutzpatron der Tiere zu machen, ernannte die Kirche ihn zum Patron der Jäger. Alle Jäger sollten sich aber den heiligen Hubertus zum Vorbild nehmen und aufhören zu jagen. Der Sinn der Hubertuslegende ist doch wohl dieser, dass der Mensch in Einklang und Frieden mit der Natur und den Tieren leben soll. Er soll nicht der Jäger, sondern der Beschützer und der Freund der Tiere sein. Wie heißt es doch so schön bei Markus 16,15: »Gehet hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.« Hiermit ist sicherlich nicht das Jagen gemeint.


Literaturhinweise:
Paffrath, Arno: »Die Hubertuslegende«, Verlag Paul Parey, Hamburg u. Berlin 1961/1979

Skriver, Carl Anders: »Die vergessenen Anfänge der Schöpfung und des Christentums«, Eigenverlag, Lübeck-Travemünde 1977