Erinnerungen eines ehemaligen Jägers

Anmerkungen zu einer blutigen Freizeitgestaltung

Als kleiner Junge werden meine beiden Stallhasen eines Nachts von einem streunenden Hund getötet; ich weine lange und bitterlich -
Als 15jähriger gehe ich mit dem Luftgewehr im Garten auf Karnickeljagd.
Fühle mich als Trapper.
Das Häschen schreit wie ein kleines Kind. Mein Gefühl: ist halt so! Also möglichst schnell töten.
Karnickel dann waidgerecht mit Handkantenschlag getötet. Gefühle für das Tier: keine.
In der Verwandtschaft gehen einige auf die Jagd. Ich darf mit dem Onkel auf den Ansitz und zur Treibjagd.
Mit 20 dann die Jägerprüfung und der Jagdschein.
Jetzt darf ich endlich Waffen kaufen, Gewehre, Revolver, scharfe Munition. Was für ein Privileg!
Probeschießen im Keller, mit Stahlhelm, wie beim Militär. Ansitzjagd auf Rehe: der Jagdaufseher sagt mir, welches Stück (Reh) zum Abschuss ansteht.
Kein Jagdfieber , wenn das Reh kommt, zielen, Schuss, Waidmannsheil, warten ? dann wird das tote Tier ausgenommen ? vom Jagdaufseher, er hat schließlich die Übung.
Treibjagd: Die Oberschicht lädt ein, Angestellte und Gäste ziehen höflich bis ehrerbietend den Hut und bedanken sich bei den Jagdherren für die Einladung.
Später werde ich auch mal der Jagdherr sein, dann bedanken sie sich bei mir.- Tolle Aussicht.
Jagdhornblasen, Hundegeheule (die Tiere vertragen wohl den Ton nicht so recht), Schweigeminute für die Toten des vergangenen Jahres (etwa für die Tiere? Nein, für die Jäger) Ausrücken in den Wald.
Einteilung der Schützen durch die beiden berufsmäßigen Jagdaufseher, zur Bildung des sogenannten Kessels.
Die Jäger laufen in langen Reihen los - wie eine Infanteriepatroullie im Krieg.
Dann ertönt das Hornsignal, der Kessel ist geschlossen, zum Angriff.
Gewehr laden und sichern, die Spannung steigt, ein bisschen Kriegspiel ist immer dabei; für alle Fälle ist der Revolver in der Jacke - wofür? Weiß nicht, aber ich fühle mich gut dabei.
Die Treiber stöbern die Hasen auf.
Treibergeschrei, der Hase kommt, Schuss, noch einer, vorbei, der nächste trifft.
Schusszählgerät, Vergleich am Ende mit dem Jagdaufseher, die Statistik muss stimmen:
soundsoviel Hasen, soundsoviel Schuss.
Die Tiere hetzen durchs Unterholz, schlagen Hacken, keine Gnade, kein Mitleid - Das ist halt so.
Dann und wann ertönt das kinderähnliche Schreien von verletzten Hasen.
Auch Eichelhäher müssen dran glauben - Raubzeug in der Waidmannssprache; die bunte Feder ziert dann den Hut des Erlegers, der Vogel baumelt an einem Galgen am Gürtel - Gefühle: allenfalls etwas Stolz - guter Schuss.
Am Abend nach der Jagd wird die Strecke ausgelegt (body count),
jeder zehnte Hase etwas vorgerückt, Ordnung muss sein Jagdhornblasen: Jagd vorbei, Halali: Hubertus dem Schutzherrn der Jäger gebührt unser Dank .
Dann Schüsseltreiben (Abendessen), jetzt wird s gemütlich, wein- und bierselig, Ansprache des Jagdherrn, verkünden des Jagdkönigs (der die meisten Tiere getötet hat), der neue Jäger (Jungjäger) wird zum Jäger geschlagen , knieend, nach Beantwortung dreier mehr oder minder derb bis obszöner Fragen (sehr lustig ).
Austausch der Erlebnisse vom Tag, was haben wir alles Tolles erlebt, auch mal kritische Töne, wenn ein Jäger trotz des Signals noch in den bereits engen Kessel schoss und so gegenüberstehende Jäger in Gefahr brachte.
Mancher Ältere erzählt noch vom Krieg, das ist noch spannender, andere erzählen derbe Witze, peinlich zwar, aber gelacht wird trotzdem.
Ende der Veranstaltung.

Hubertusmesse:
Alle in grüner Jagdausgehuniform, Kerzenschimmer, Orgelspiel, Bläser, Dank an Hubertus, Maria, ggf. an Gott, Bitte um Segen - für die Tiere? ? natürlich für die Jäger und das Waidwerk - und, nicht zu vergessen, die salbungsvolle Mahnung des Priesters an die Jägerschaft, sich für den Erhalt und die Pflege der Schöpfung einzusetzen - aber selbstverständlich doch!

Entenjagd (nahe an einem Kernkraftwerk): reffen der Jäger noch in der Nacht, eine lange Autokolonne fährt durch die Dunkelheit einen Feldweg entlang zum Sammelplatz; Staubwolken, Kommentar eines Teilnehmers: wie im 2. Weltkrieg - (wieder Mal das Kriegsspiel)

Wie kommt man zur Jagd?
Bei mir: aus Familientradition, Faible für Waffen, auch Naturverbundenheit, aber eben wie vermutlich bei allen Jägern mit dem fehlenden Chip , was das Mitfühlen für die gejagten Tiere anbelangt...
Ich mache alles mit, weil man lernt, dass Jagd sein muss, da es sonst zuviel Wild gibt, welches einerseits Schaden anrichtet und bei zu großer Dichte krank wird usw. usf. - ob das wirklich stimmt, hinterfragt keiner.
Wichtig war schon auch besonders der Waffenbesitz, das privilegierte Gefühl, der verkappte Militarist.
Mitleid für die Tiere? Als kleiner Junge sicherlich (wie oben mit den Stallhasen beschrieben). Mit dem Aufkeimen der Jägerei bei mir blieben solche Gefühle aus.
Es muss sein, es war schon immer so, einer muss es tun - und man bildet sich auch ein bisschen was drauf ein, gehört zu einer kleinen, elitären Gemeinschaft. Jagd verbindet (die Jäger untereinander) ? sicherlich auch so manche dann im Beruf, Seilschaften, Vitamin B und ähnliches.
So weit kam\'s bei mir dann nicht mehr. Höchstens noch die ein oder andere Einladung zur Jagd von beruflichen Weggefährten (Gefolgsleuten) aus der Großvatergeneration.
Gefühle für die gejagten Tiere gibt es bei der Jagd nicht. Der Jäger liebt seinen Hund - das Reh, der Hase wird nur nach Abschusswürdigkeit beurteilt. Schizophrenie?
Auch mich berührte das offensichtliche Leiden der Tiere kaum. Erst als ich mich für Gedanken an die Möglichkeit öffnete, dass auch Tiere fühlen und leiden, ja sogar eine Seele haben könnten, dass der Satz Was du säst wirst du ernten evtl. auch auf das Töten von Tieren (nicht nur von Menschen) bezogen werden kann, hörte ich mit der Jagd auf, zunächst nur vom Verstand her.
Erst nach einiger Zeit kamen dann auch die Gefühle für die Tiere zurück, eine Verbundenheit, eine Freude, wenn mich ein Tier anschaut. Erlebnisse wie z.B. als bei einem Waldlauf ein Hase nur wenige Meter vor mir her hoppelt ohne zu fliehen oder kleine Fische im Meer, die mir beim Schnorcheln nachgeschwommen sind (ich habe früher auch öfters geangelt - mit ähnlichen Grausamkeiten wie bei der Jagd).

Es ist aber auch nicht so ganz einfach, sich aus den Fängen der Tradition zu befreien. Man fühlt schnell einen gewissen Argwohn bei den ehemaligen Jagdgenossen. Und es kostet Mut, den Einladungen zur Jagd abzusagen und bei Nachfrage auch zu begründen warum.

Ich war noch ein letztes Mal auf der Jagd und sollte zum ersten Mal einen starken Bock schießen. Ich habe lange gezögert als er bei bestem Licht nicht weit vor mir stand. Der Jäger neben mir raunte: Jetzt, jetzt! Warum schießen Sie nicht? Dann gab ich meinen letzten Schuss ab, gezielt daneben, in der Hoffnung, das der Bock dann in den Wald abspringt. Vermutlich spürte er aber, dass ich ihn gar nicht schießen wollte und blieb stehen. Erst als ich laut mit dem Jäger zu reden begann trollte er sich.
Danach war für mich die Jagd endgültig vorbei - Hahn in Ruh -, wie das Jagdhornsignal zum Ende der Jagd heißt.

M.S.

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

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Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen