Mein Opa ist Jäger

Sehr geehrte Damen und Herren,

durch einen Zufall bin ich auf Ihre Seite gelangt und habe mich recht ausführlich mit deren Inhalten auseinandergesetzt. Mich haben die vielen Meldungen über Haustierabschüsse mehr als schockiert, die Geschichte des süßen Chico hat mich sehr traurig gemacht. Das hatte der Hund wahrlich nicht verdient. Erschreckt haben mich aber auch Ihre Äußerungen auf zugesandte Jägermails. Zugegeben, ein Großteil dieser Veröffentlichungen lässt die Jäger in wenig gutem Licht dastehen. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass Sie viel zu aggressiv und verbohrt gegen durchaus in freundlichem Ton und auch von durchaus überzeugenden Argumenten geleiteten Schriften vorgehen. Ich bin Studentin, mein Opa ist Jäger. Sicher kann ich wenig nachvollziehen, wie man sich freiwillig aussuchen kann, Tiere zu töten. Allerdings ist Ihre Seite viel zu subjektiv gehalten und lässt keinerlei Argumente zu, die für die Jagd sprechen würden. Ich habe mich oft mir meinen Großvater über seine Erlebnisse bei der Jagd ausgetauscht. Und ich höre ihm gern zu, wenn er mir erzählt, wie beeindruckt er ist, wenn in der Nähe seines Hochsitzes eine Ricke mit ihrem Jungtier grast. Und nein, dieses Tier wird nicht abgeknallt, weil es verboten ist, während dieser Zeit zu töten. Er berichtet über wundervolle Erlebnisse mit Tieren und dass er oftmals auch nur dasitzt und ihnen zuschaut. Bei einigen Punkten sind wir uns sicher nicht einig, beispielsweise das Thema Haustiere als Gefahr für Wildbestände. Aber ich weiß, dass mein Großvater Hunde sehr gern mag und er nie ein Haustier abschießen würde, wenn es nicht anders geht. Dafür gibt es ja in allererster Linie auch noch den Warnschuss. Mein Opa weiß, dass ich Tiere liebe und ich das auch sehr traurig finde, wenn er ein geschossenes Stück Wild heimbringt. Das Bild was mir Ihre Seite über Jäger vermittelt, kann ich aber keineswegs nur annähernd mit dem in Verbindung bringen, was ich von meinen Großvater gelernt habe. Er hat mir seine Prüfungsbücher gezeigt, was man alles Können und Wissen muss und dass man als Jäger viel mehr sein muss, als jemand der Tiere abschießt. Ich will nicht bestreiten, dass es Jäger gibt, denen der Jagdschein und alle Waffen abgenommen gehören. Es scheint durchaus vorzukommen, dass Menschen Jäger werden um Ihrem Tötungstrieb nachzukommen. Sowas darf nicht toleriert werden. Dennoch bin ich durchaus auch von den für die Jagd sprechenden Argumenten überzeugt, spreche mich aber definitiv gegen Treib-und Hetzjagden aus. Ich würde mich freuen, wenn Sie in Zukunft etwas freundlicher mit den Leuten umgehen, die Ihnen antworten und deren Äußerungen von Anstand zeugen. Ich würde Sie bitten, diese E-Mail zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen Sindy Geißler





Antwort von Kurt Eicher, Initiative zur Abschaffung der Jagd:

Sehr verehrte Frau Geißler,

wenn wir Ihnen jetzt noch den Bericht überstellen würden, wie ein Jäger vor einigen Tagen in Deutschland einen Mountainbiker zusammengeschlagen hat, nachdem dieser in der Dämmerung auf einem offiziellen Waldweg fuhr, wären Sie mit Ihrer Meinung, dass es immer Ausnahmen gibt vorsichtiger...

Nicht alles was uns unsere Großeltern als Vermächtnis hinterlassen haben (außer evtl. die Marmeladenrezepte) sind zukunftstauglich.

Sonst würden wir heute noch kritische Frauen als Hexen verbrennen, Kinder in Bergwerken arbeiten lassen und Sklaven halten....das Bewusstsein der Frauen wäre (theologisch gesehen z. B.) auf dem Niveau des Haushundes einzustufen und wir würden in "urgemütlichen" Höhlen leben...

Also Vorsicht mit dem Argument, es war immer schon so und ich habe das von meinen Vorfahren übernommen...

(Ihr Großvater wurde wahrscheinlich noch im 3. Reich erzogen, das haben Sie doch auch nicht eingefordert...)

Was die Menschheit in den letzten 60 Jahren mit der Natur angestellt hat, stellt die Aussterbeereignisse, die zum Tod der Dinosaurier geführt haben, in den Schatten...d. h. unser Umgang mit der noch verbiebenen Restnatur muss sich schnell, radikal und grundlegend ändern, wenn wir noch etwas retten wollen..

Es stellt sich Insidern (und dazu gehören weder Jäger noch Politker) schon lange nicht mehr die Frage, wieviel Jagd können wir noch zulassen, sondern wieviel Biodiversität und Leben in der Natur könne wir gegen alle (sinnlosen und unakzeptablen) Widerstände jetzt noch retten?

Wenn Ihnen das zu pauschal und zu drastisch ist, bitte ich Sie die Artenschutzberichte verschiedener internationaler Naturschutzorganisatzionen zu beachten...selbst der Jägerclub WWF schlägt Alarm, natürlich hauptsächlich um seinen reichen Jagdgenossen die lustbringenden Jagdgründe der Zukunft zu sichern...

Ja, das hört sich böse an, wir Naturschützer sind zu recht sauer auf den Rest der profitgeilen, lustorientierten Welt, die von Egomanen beherrscht wird, da sich trotz alarmierender Berichte so gut wie nichts wirklich richtungsänderndes tut...

Wir tun das übrigens ohne irgend einen Vorteil und investieren hier (ohne jeglichen eigenen Gewinn/Lustgewinn) auch eigene Mittel sinnbringend...

Ihre Enkel werden Ihnen evtl. vorwerfen, dass es doch rechtzeitig Mahner mit Vorschlägen gegeben habe und Sie aber trotz besserem Wissen nichts getan hätten, außer die alten, wertlosen und schädlichen Bräuche zu pflegen...

Mit freundlichen Grüßen

Kurt Eicher

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

Lesen Sie:

Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen