Eine besondere Begegnung mit traurigem Ende

Spaziergängerin begegnet Reh - Jäger erschießt es

Nicole Wolf berichtet uns von einer besonderen Begegnung mit einem traurigen Ende:

Am Freitag, den 06.01.2012 ging ich mit meinem Hund morgens gegen 8.30h wie sehr oft auf einem Flurbereinigungsweg zwischen zwei Ortschaften spazieren.

Auf einmal stand etwa 200 Meter vor uns ein Rehkitz auf dem Weg. Ich war sicher das Kitz würde jetzt sofort im Gebüsch verschwinden, aber weit gefehlt! Als das Kitz uns erblickte kam es schnurstracks auf uns zu. Ich hatte meinen Hund an der Leine und muss sagen ich war etwas verunsichert. Das Kitz kam angetrabt und ließ sich sofort von meinem Hund beschnuppern und von mir streicheln.

Lesen Sie den Bericht als pdf und sehen Sie die Fotos

Video bei youtube von der Begegnung mit dem Rehkitz


Es sah sowohl vom Futter- als auch vom Fellzustand sehr gut aus und hatte keinerlei Verletzungen. Der erste Gedanke Tollwut war nach dem optischen Zustand des Tieres gleich wieder verworfen. Ich war mir sicher es handelte sich um eine ausgesetzte Handaufzucht. Ich überlegte was denn nun zu tun sei.

Der Weg führte ca. 200 Meter parallel zur stark befahrenen Autobahn A5 zwischen Heidelberg und Frankfurt, außerdem gab es hier auch viele Spaziergänger mit Hund. Mal unabhängig davon, das dass Kitz uns eh nachlief schied ein einfaches "stehen lassen" für mich aus da es dann wohl nur die Alternativen "Autobahn oder der nächste Hund ist nicht so freundlich wie meiner" gab. Also was tun? Ein Hoch auf das Zeitalter der Technik, dadurch war ich in der Lage die Nummer des ortsansässigen Tierheimes raus zu suchen.

Aber dort war man mindestens genauso irritiert wie ich. Für Wildtiere sei man nicht zuständig hörte ich. Auf meine Frage wer denn zuständig sei und was ich tun solle kam der Vorschlag sie würden eine Wildtierrettungsstation anrufen und sich bei mir melden. Also wartete ich, "mein Kitz" ständig bei mir. Es beschäftigte sich damit sich streicheln zu lassen, mal an meinem Hund zu schnuppern, etwas zu fressen ..aber immer bei uns zu bleiben.

Dann kam der Rückruf des Tierheimes kein Anschluss unter der Nummer die sie hatten, scheinbar gibt es die Organisation nicht mehr, jetzt weiß man auch nicht weiter ..man gab mir die Nummer der ortsansässigen Polizeistation. Also rief ich dort an. Beim dritten Versuch nahm auch jemand ab! Ich schilderte meine Situation und auch hier am andern Ende nur Ratlosigkeit. Man würde mal schaun ob ein Streifenwagen frei sei und den schicken. Ich wies darauf hin, as ich überzeugt bin das es eine Handaufzucht und ein zahmes Reh sei und man doch vielleicht einen Wagen mit Anhänger o.ä. schicken solle um das Kitz zum nächsten Tierarzt zu bringen.

So langsam machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Auto, mein Kitz immer dabei .dann der Rückruf der Polizei "es kommt im Laufe des Tages jemand vorbei und schaut sich das an" ich habe gesagt das ich mich wohl falsch ausgedrückt haben muss, da ich nicht dort wohne oder so sondern nur zum Hundespaziergang dort bin. Dann solle ich nach Hause gehen und das Reh stehen lassen. Auf meinen Hinweis das ich mich höchstens 200 Meter von der Autobahn befinde war man der Meinung das die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles ja trotzdem relativ gering sei ..

Mittlerweile bin ich mein Kitz immer freiwillig mit mir - wieder an meinem Auto angekommen, welches bei einem Bauernhof parkte. Auch dies beeindruckte "mein Rehkitz" keineswegs. Der Bauer kam gleich und ich schilderte ihm die Geschichte, er meinte da müsse doch das Veterinäramt zuständig sein oder weiter helfen können. Also wurden die angerufen. Aber die einzige Frage, die das Veterinäramt dazu hatte war ob sie denn nun im Radio seien und das ganze eine Verarsche bevor sie ohne weitere sinnvolle oder hilfreiche Aussagen auflegten .

Dann bekam ich einen Rückruf der Polizei. Sie würden mich mit dem zuständigen Jagdpächter verbinden den sie in der Leitung hätten. Endlich jemand der sich zuständig fühlte? Ja! Der Herr sagte er sei schon auf dem Weg und ich solle ihm sagen was los sei. Ich also wieder meine "Geschichte von der Handaufzucht oder ähnliches, da das Reh einen sehr gesunden, munteren Eindruck mache". Das war wohl der Zeitpunkt wo ich mich mit meinem Kitz wohl besser aus dem Staub gemacht hätte .an seiner Reaktion merkte ich das er die Geschichte für völligen Quatsch hielt. Tollwut! Was anderes könne es nicht sein, so was, was ich das erzähle gibt es nicht. Kurz darauf war er wirklich schon da. Er stieg mit einem Lächeln aus dem Auto und war sofort sicher (nach einem "Fachmännischen" Blick?!) es handelt sich um Tollwut und das Kitz müsse erschossen werden. Ich habe gesagt das ich das nicht glaube und außer dieser Zutraulichkeit spräche doch überhaupt nichts für ein krankes Tier!

Mittlerweile war ich ja gute 2 Stunden mit dem Reh unterwegs und es gab keinerlei Anzeichen. Ich besitze mein Leben lang Tiere und habe gute 15 Jahre beruflich mit Pferden und anderen Tieren gearbeitet. Ich traue mir durchaus zu ein krankes Tier zu erkennen. Aber der Jagdpächter machte mir klar das ich überhaupt keine Ahnung von Wildtieren hätte und das Kitz sich abnormal verhält also demnach Tollwut hat und erschossen werden muss. Alle meine Argumente & Angebote (selbst die Kostenübernahme der Untersuchung, der Vorschlag mich darum zu kümmern dass es nach Untersuchung in einen Wildtierpark kommt u.ä.) wurden ohne Überlegung abgelehnt. Man drohte mir mit Anzeige wegen Wilderei wenn ich mich seiner Entscheidung "nicht füge" und sagte mir das ja vermutlich auch mein Hund (der selbstverständlich geimpft ist) und ich selbst jetzt stark Tollwutgefährdet seien . Lange Rede, kurzer Sinn ich konnte das erschießen des Kitz leider nicht verhindern, das "Recht" war wohl auf seiner Seite ..

Ich bat darum, dass ich über das Ergebnis der Untersuchung informiert werde. Er speicherte sich in meiner Anwesenheit meine Telefon Nummer ab und sagte es mir zu immerhin waren ja sowohl ich als auch mein Hund schon vermutlich mit Tollwut infiziert

Ich ging wirklich sehr traurig nach dem Ausgang der Geschichte nach Hause. Dort setzte ich mich an den Computer und googelte ca eine halbe Stunde nach tollwütigen Rehen. Das hätte ich vielleicht besser nicht getan nach nur kurzer Zeit war klar das dieses Reh sicher keine Tollwut hatte! Keines der beschriebenen Symptome passte zu "meinem Kitz"!

Ich bin am gleichen Tag zu meinem Tierarzt gefahren und habe dem die Fotos & Videos (siehe Anlage dieses Mails) des Rehkitzes gezeigt. Auch hier sofort die Antwort "Es sieht keineswegs krank aus" .

Ich habe das Erlebnis einem entfernt bekannten Jäger erzählt auch hier sofort die Reaktion "Völliger Quatsch der wollte die Sache vom Tisch haben, Tollwut war das nicht".

Einen offiziellen Anruf mit dem Untersuchungsergebnis habe ich übrigens bis heute nicht erhalten und das wo doch sowohl mein Hund als auch ich stark Tollwutgefährdet sind .

Ich selbst habe mehrfach beim Veterinäramt angerufen. Beim ersten Mal sagte man mir es gäbe noch kein Ergebnis aber Tollwut würde man ausschließen, ich bat trotzdem auch dort um Rückruf wenn ein Ergebnis vorliegt. Bei meinem 2. Anruf (eine Woche später) sagte man mir Tollwut wäre ausgeschlossen aber es würde weiter auf andere Krankheiten untersucht. Ich bat um Rückinfo wenn diese Ergebnisse vorliegen, aber auch hier nichts. Erst nach nochmaligem Anruf von mir (mittlerweile fast 3 Wochen nach dem Vorfall) bestätigte man mir das dass Kitz kerngesund war. Von dem Jagdpächter habe ich bis heute nichts gehört.

Ich bin und war noch nie ein Freund dieser "Hobbyjäger", aber was ich jetzt davon halte möchte ich lieber nicht sagen. Für mich stellen sich folgende Fragen:

Ein (sicher) Halbwissen was tollwütige Rehe angeht welches ich mir in einer halben Stunde dank Internet aneigne, sollte doch für einen Jagdpächter das Minimum sein, oder? Unabhängig davon dass Pflanzenfresser wohl sehr selten Tollwut bekommen und wir kein Tollwutbezirk sind gibt es wohl folgende Anzeichen:

- das Verlieren der Scheu vor dem Menschen traf zu!
- Schlechter Futterzustand traf nicht zu! (siehe Video & Fotos)
- Appetitlosigkeit traf nicht zu! Das Kitz fraß u.a. in Anwesenheit des Jagdpächters
- Lähmungserscheiningen traf nicht zu! (siehe Video)
- Oftmals blutige Köpfe da sie gegen Bäume u.a. laufen. traf nicht zu! (siehe Video & Fotos)

Also traf nur einer der üblichen Punkte zu. Hätte der Jagdpächter das nicht vor mir wissen müssen? Ist damit meine Variante der Handaufzucht nicht mindestens genauso wahrscheinlich wie seine Tollwut Variante?

Warum hat er das völlig ausgeschlossen? Dafür gibt es doch nur zwei Erklärungen:Er wusste es nicht. Damit sollte man seine Kompetenz als Jagdpächter in Frage stellen oderer hatte tatsächlich einfach keine Lust dafür Zeit und Mühe aufzuwenden. Ist das normal und in Ordnung für einen Jagdpächter?

Ich möchte natürlich nicht unerwähnt lassen, das die Hauptschuldigen die Leute sind, die das Kitz mitgenommen, handzahm gemacht haben und dann als es zu groß, sie keine Zeit, Platz, Geld, Lust mehr hatten wieder ausgesetzt haben. Vielleicht lesen die es ja und hoffentlich bekommen sie wenigstens ein schlechtes Gewissen.

Aber ist es ansonsten wirklich Rechtens? Gibt die bloße Aussage "Das Kitz verhält sich nicht normal, das hat Tollwut" einem Jagdpächter das Recht zum erschießen eines gesunden, jungen Tieres? Wenn dem wirklich so ist, dann finde ich es sehr traurig!

Ich selbst habe daraus gelernt sollte mir so etwas noch mal passieren - was sehr unwahrscheinlich ist werde ich die "Angelegenheit" sicherlich nicht auf dem offiziellen Weg regeln, sondern still & heimlich auf dem kleinen privaten Dienstweg! Selbst auf die Gefahr der Wilderei.

Nicole Wolf

Anmerkung: Die Tollwut kommt in Deutschland seit Jahren nicht mehr vor: Deutschland gilt seit 2008 nach den internationalen Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit offiziell als tollwutfrei.

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

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Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

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verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen