Kleines Lexikon des Jägerlateins

Jäger haben bekanntlich eine eigene Sprache . Das Jägerlatein soll offenbar pure Grausamkeit verbrämen: Was anderes ist es, wenn das Blut des angeschossenen Tieres Schweiß genannt wird? Wenn Anprechen bedeutet, ein Tier ins Visier zu nehmen, um es zu erschießen? Irgendwie lässt die verachtende Sprache tief in die Psyche der Hobby-Tiertöter blicken...

Jäger-Anatomie

Jäger-Anatomie

Karikatur von Bruno Haberzettl aus "Brunos Jagdfieber" (Ueberreuter-Verlag)

Abnicken: Einem verletzten Tier, das nur angeschossen wurde oder das bei einem Autounfall verletzt wurde, mit dem blanken Jagdmesser ins Genick (daher "abnicken") stechen, um es zu töten. Vorteil: Der Jäger muss keine Kugel verschwenden. Allerdings können sich dabei dramatische Szenen ereignen, weil das Tier sich in Todesangst wehrt, schreit, der Jäger nicht richtig trifft...

Ansprechen: Vor dem Schuss erkennen, um was es sich handelt (Tierart, männlich oder weiblich, säugendes Muttertier oder nicht). Es kommt immer wieder vor, dass ein Jäger ein Wildschwein "anspricht" und dann ein Pony tot auf der Wiese liegt - oder der eigene Treiber im Maisfeld getroffen wird.

Aufbrechen: Ein "zur Strecke gebrachtes" Tier mit dem Messer aufschneiden, um seine Eingeweide ("Aufbruch") "auszuweiden". Der "Aufbruch" z.B. von Rehen wird als "Fuchsluder" verwendet, also am "Luderplatz" zum Anlocken von Füchsen ausgelegt.

Brunftrute: Das männliche Geschlechtsteil bei Hirschen, Elchen, Gämsen und Mufflons. Bei Rehen und Wildschweinen: Pinsel.

Dunst: Sehr feiner Schrot, mit dem Vögel geschossen werden.

Hitzig, schusshitzig: Jäger, der im "Jagdfieber" oder aus Beutegier zu hastig schießt. Kann zu Fehlschüssen führen (Pferd statt Wildschwein, Jagdkollege im Maisfeld oder Tier in der Schonzeit erschossen).

Jagdfieber: Meist vor dem Schuss (und nach dem Schuss). Jäger zittert am ganzen Körper. Kann mit sexueller Erregung und Samenerguss einhergehen: "Eine unerträgliche Spannung, irgendwo im Unterleib (...). Plötzlich löst sich die Spannung, in lustvollen Stößen fließt es mir in die Hose..." (Aus dem Buch "Die Leidenschaft des Jägers" des Psychoanalytikers Paul Parin)

Nachsuche: Ein angeschossenes Tier suchen, das "durch die Lappen gegangen" (geflüchtet) ist. Sofern die Nachsuche überhaupt stattfindet, kann sie Stunden oder Tage dauern. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. sterben, vor allem bei Drückjagden, bis zu 70 % der Wildtiere nicht sofort, sondern erleiden qualvolle Kiefer-, Bauch- und Laufschüsse.

Luder: Leichenteile von Tieren, zum Beispiel "Aufbruch" zum Anlocken von "Raubwild" (Füchse, Marder, Iltisse)

Luderplatz: Stelle, an der "Luder" ausgelegt wird, um "Raubwild" (Füchse) anzulocken und "zur Strecke" zu bringen. Auch von Jägern erschossene Hauskatzen ("Raubzeug") sind hier zu finden.

Raubzeug: Beutegreifer, die nicht dem Jagdrecht unterliegen

Rollieren: "der Fuchs rolliert" Fuchs wird mit Schrot beschossen. Er ist nicht sofort tot und überschlägt sich mehrfach im Lauf.

Pirschzeichen: Blut, Knochensplitter, Fleischstücke, Innereien von Tieren, die "nur" angeschossen sind und in Todesangst flüchten.

Schnalle: Geschlechtsteil von weiblichen Hunden, Füchsen, Wölfen

Schweiß: Blut, das austritt, nachdem ein Tier getroffen wurde.
Anschweißen: Das Tier wird "nur" angeschossen
Schweißen: der Fuchs hat geschweißt Bluten

Schweißhund: Bluthund - darauf trainiert, die "Schweißspur" zu verfolgen. Wenn der Hund das verletzte Tier findet, kann es zu einem Kampf kommen, bei dem das verwundete Tier zerfetzt wird, aber auch der Jagdhund schwer verletzt werden kann.

Schweißspur: Blutspur eines nicht tödlich getroffenen Tieres. Rehe und Wildschweine werden oft nur angeschweißt , wobei Expansionsgeschosse aus den flüchtenden Tieren Pirschzeichen herausschlagen. Bei der "Nachsuche" wird die "Schweißspur" von Jägern und "Schweißhunden" verfolgt.

Stück: Jäger sprechen nicht von "Tier" oder "Reh", sondern von "Stück".

Waidwund geschossen: Nicht sofort tödlich getroffenes "Stück". Wird mit "Fangschuss" getötet oder mit dem Messer "abgenickt".

Karikaturen in Postergröße

Geniale Karikaturen des bekannten österreichischen Zeichners Bruno Haberzettl in Postergröße - Ein MUSS für alle Tierfreunde!

Nach dem grandiosen Buch "Brunos Jagdfieber", in dem Bruno Haberzettl die Jäger mit meisterhaften Karikaturen aufs Korn nimmt, gibt es mit "Brunos Jagdkalender 2015" Karikaturen in Großformat 49,2 x 34 cm.

Brunos Jagdkalender 2015
Ueberreuter-Verlag, 2014, ISBN: 978-3800076031
Preis: 14,95

Meisterhafte Karrikaturen

Der bekannte österreichische Karikaturist Bruno Haberzettl beschäftigt sich mit seinem Lieblingsthema: der Jagd. Und jedes Bild ist ein Treffer: von den verschiedenen Jägertypen zu den absurden Ausprägungen ihres Hobbys.

Bruno Haberzettl zählt zu den Größen der deutschsprachigen Karikatur-Szene. Seine Zeichnungen werden regelmäßig in überregionalen Pressemedien publiziert. Seit 1995 erscheint seine wöchentliche Karikatur am Sonntag in der Kronen - Zeitung. Darüber hinaus hat Bruno Haberzettl einige Bücher mit seinen Zeichnungen veröffentlicht.

Im Interview mit der Zeitschrift "Freiheit für Tiere" sagt Bruno Haberzettl: "Ich wollte ein Thema, das mich seit meiner Kindheit emotional so bewegt, aufarbeiten. Es ging nicht um Tiere - so gerne ich Tiere zeichne. Es ging in diesem Fall nur um diese Psychologie der Menschen, die so etwas Abartiges machen - das Buch ist also eine pseudo-psychologische Abhandlung über dieses Jagdfieber. Ich zeige also einzig den Menschen, der eine Waffe in die Hand nimmt und aus Jagdfreude ein Tier schießt."

Bruno Haberzettl: Brunos Jagdfieber
Hardcover, 96 Seiten
Ueberreuter-Verlag, 2013
ISBN: 978-3800075669 Preis: 19,50

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen